Gerhard Geisswinkler – unser langjähriges Vorstandsmitglied im „Farewell-Interview“
Gerhard Geisswinkler, früherer Geschäftsführer der Siemens AG Österreich für die Standorte Graz und Klagenfurt und langjähriges Vorstandsmitglied der AT Styria hat seine Funktion in der Plattform Automatisierungstechnik zurückgelegt. Zum Abschied haben wir ihn zum Gespräch gebeten. Geisswinkler spricht über die Höhepunkte seiner Karriere, seine Mitwirkung bei der Gründung der AT Styria und vieles mehr.
Bitte beschreiben Sie Ihre Person in ein paar Sätzen. In welchen Bereichen waren Sie tätig?
„Geboren in Graz verbrachte ich meine Jugend in Gratkorn, wo ich dank meines Vaters schon bald mit einem HighTech-Betrieb – der heutigen SAPPI – in Berührung kam und mich für meine spätere Berufswahl prägte. Nach dem Gymnasium absolvierte ich das Studium der Elektrotechnik an der TU Graz. Ferialpratika bei Siemens Berlin eröffneten mir die Möglichkeit bei der Siemens AG in Erlangen als Vertriebsingenieur und Produktmanager im Hochspannungsbereich zu beginnen. Nach einigen Jahren kehrte ich nach Österreich zurück und trat nach einem umfangreichen Traineeprogramm in die Grazer Niederlassungsleitung der Siemens AG Österreich ein. Ein immer größer werdender Verantwortungsbereich, die Übernahme der Filial-GF-Funktion für die regionalen Einheiten in Graz und später auch für Klagenfurt, wie die von Wien und dem Siemens Stammhaus delegierten Sonderaufgaben führten dazu, dass ich nach mehr als 40 Jahren bei ein und derselben Firma auf ein abwechslungsreiches, erfülltes Berufsleben zurückblicken kann.“
Welche Höhepunkte und Meilensteine in Ihrer Karriere würden Sie als besonders bedeutend betrachten?
„Zu den beruflichen Highlights zählten zweifellos die vielen im Team erreichten Vertriebserfolge, die Akquisition von Großprojekten in der steirischen Industrie genauso wie die Vermarktung branchenspezifischer, innovativer Systemlösungen, sowie das über mehrere Jahre erfolgreiche Key-Account-Management für ausgesuchte TOP-Kunden. Daneben gab es immer wieder diffizil zu lösende Standortaufgaben, die jährlichen Pressekonferenzen und unvergessliche Kundenevents. Als persönliche Meilensteine würde ich die frühe Ernennung zum Prokuristen und – wohl altersbedingt – später die Verleihung des Berufstitels „Kommerzialrat“ betrachten. Als „Unternehmer vor Ort“, war ich ein langjähriges Mitglied im Vorstand der Industriellenvereinigung Steiermark, daneben bekleidete ich eine Reihe von Funktionen in der WK Steiermark und anderen Interessenvertretungen und als Beirat in lokalen Siemens-Tochterunternehmen. Alles wäre sicher anders verlaufen, hätte nicht Zufall und etwas Glück dazu geführt, dass ich meine Karriere nach den in den ersten Jahren gesammelten internationalen Erfahrungen in einem speziellen Fachgebiet zurück in Graz, nunmehr mit regionalem Fokus dafür vielfältigem Kundenspektrum, fortsetzen konnte.“
Welche Intentionen hatten Sie bei der (Mit-)Begründung der AT Styria? Welche Ziele haben Sie verfolgt?
„Aus der Überzeugung, dass insbesondere der Bereich Automatisierungstechnik eine branchen-übergreifende und mehrere technische Disziplinen verknüpfende Aufgabenstellung darstellt, in der Expertise und Erfahrung von Industrieunternehmen sich idealerweise mit Marktteilnehmern aus dem KMU-Segment und Institutionen aus dem Forschungs- / Entwicklungs- und Ausbildungsbereich ergänzen, war es nur logisch, die von der ursprünglichen Initiative auf eine neue Dimension gehobene Plattform zu begleiten. Ich hatte ein klares Ziel vor Augen: Als Lobbyist und Netzwerker war es mir immer ein Anliegen, einen Mehrwert für den Wirtschafts- & Unternehmensstandort Steiermark mit Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit zu generieren sowie mit intelligenter Ergänzung und Vernetzung der Liefer- und Wertschöpfungskette erfolgreich zu agieren und partnerschaftlich diesen Erfolg mit anderen zu teilen.“
Sie haben von Anfang an alle Entwicklungsschritte der AT Styria begleitet. Welche stechen für Sie besonders hervor?
„Das umfangreiche Angebot für die Mitglieder durch die wachsende Vielfalt attraktiver Veranstaltungsformate, die die Vernetzung und die Kommunikation unter den Mitgliedern nachhaltig fördern, daraus resultierend die stetig steigende Anzahl von Mitgliedern, die in Kooperation mit anderen Netzwerken hochkarätigen Events und als Leuchtturmprojekt der Kompetenzatlas, der einen besonderen USP der ATStyria darstellt.“
Welche Ratschläge würden Sie der nächsten Generation in der Automatisierungstechnikbranche geben?
„Die letzten Jahre zeigen, wie rasant sich die klassische Automatisierungstechnik hin zu Digitalisierung und KI entwickelt hat. Es gilt die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen, dabei den sozial- und gesellschaftspolitischen Aspekten die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken, damit die digitale Transformation unsere Arbeitswelt und Umwelt nur so weit verändert, dass sich Vor- und Nachteile zumindest die Waage halten und die Welt für die uns nachfolgenden Generationen noch gestaltbar bleibt.“