DIGITAL INNOVATION HUB SÜD – die Chance für KMU im Süden Österreichs
Rund vier Millionen Euro werden in den nächsten drei Jahren in das Kompetenznetzwerk „Digital Innovation Hub Süd“ – kurz DIH Süd – investiert, um KMU im Süden Österreichs auf dem Weg in die digitale Zukunft bestmöglich zu unterstützen. Herbert Ritter, Vizepräsident der WKO Steiermark und Vorsitzender der Plattform Automatisierungstechnik Steiermark, informiert im Interview über die Bedeutung des DIH Süd für die Steiermark.
Herr Ritter, als Vorsitzender der Plattform Automatisierungstechnik Steiermark haben Sie AT STYRIA als Netzwerkpartner mit ins Boot geholt. Was genau ist das DIH Süd?
Herbert Ritter: Mit diesem Kompetenznetzwerk werden Partner aus Wissenschaft und Forschung, wie zum Beispiel in der Steiermark das JOANNEUM RESEARCH als Trägergesellschaft, die TU Graz, der CAMPUS 02 und viele weitere versammelt, um mit vereinten Kräften für KMU Wege in die Digitalisierung vorzubereiten und diese dann zu begleiten. Es handelt sich hier quasi um einen Probegalopp, der auf EU-Ebene noch viel größer angedacht werden könnte. In Zukunft werden sicher noch mehr Gelder in den Bereich Digitalisierung fließen.
Wie wird das DIH Süd finanziert?
Herbert Ritter: Das Kompetenznetzwerk wird mit zwei Millionen Euro der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und mit je 0,9 Millionen Euro vom Land Steiermark und vom Land Kärnten finanziert. Mit dabei sind auch das Südburgenland sowie Osttirol.
Und wie können KMU davon profitieren?
Herbert Ritter: Für Klein- und Mittelbetriebe ergeben sich enorme Chancen, da sie Zugang zu wissenschaftlichen Daten und dem Know-how weiterer Netzwerkpartner erhalten. Sie werden dort abgeholt, wo sie gerade stehen und erhalten Hilfestellungen – von Beratung über Qualifizierung bis hin zu konkreten Innovations- und Forschungsprojekten.
Worin liegt die Bedeutung des DIH Süd in der Steiermark?
Herbert Ritter: Wir sind in der Steiermark kein Billiglohnland und können hier beispielsweise mit den Personalkosten des asiatischen Marktes nicht mithalten. Durch das Vereinen der Stärken unserer Forschungseinrichtungen und Kooperationspartner mit den Bedürfnissen der KMU können wir uns erfolgreicher auf dem Markt positionieren. Es soll vermieden werden, dass KMU am Markt vorbei produzieren, weil sie aufgrund mangelnder Informationen nicht schnell genug auf dem Weltmarkt aktiv werden können.
Welche Projekte stehen aktuell in der Pipe?
Herbert Ritter: Gleich bei der Antragstellung wurde klar dargelegt, was macht der CAMPUS, was macht die TU, welche Aufgaben hat unser AT-STYRIA-Mitglied JOANNEUM RESEARCH inne. Oder: Welche Themengebiete sind für KMU relevant. Es wurden Firmen und Kooperationspartner kontaktiert und auf diesem Wege wollen wir Innovationen vernetzen. Das haben wir auch mit dem Kompetenzatlas der Plattform Automatisierungstechnik umgesetzt. Wir wollen Wissen und Können in andere Sparten transportieren. Innovationen müssen, um erfolgreich sein zu können, im Großen gedacht werden. Es ist wichtig, dass wir hier in die Breite kommen. Wir müssen unsere Innovationen auch für andere freischalten. Es hilft nichts, wenn man etwas Geniales entwickelt und dann aber am Markt vorbei entwickelt. Viele KMU ergeben auch eine große Schlagkraft.
Wie gut sind die KMU in der Steiermark im Bereich Digitalisierung aufgestellt?
Herbert Ritter: Basierend auf meinen internationalen Tätigkeiten kann ich festhalten, dass wir hier relativ weit vorne sind. Ausnahmen bestätigen aber die Regel. Wir haben sehr viele erfolgreiche KMU, stellen aber fest, dass vor allem kleine Unternehmen die Möglichkeit brauchen, auf ein Netzwerk zurückgreifen zu können. Die kleinen Firmen brauchen die Kompetenzen, Ressourcen und das Know-how der großen Kooperationspartner sowie das Wissen aus Forschung und Wissenschaft.
Wo herrscht Nachholbedarf? Wo könnte man ansetzen?
Herbert Ritter: Viele KMU sind zu klein strukturiert. Wir haben auch die Investoren nicht so bei der Hand wie in Silicon Valley. Das Investordenken ist bei uns noch nicht so ausgeprägt. Es hilft nichts, wenn man etwas Geniales entwickelt und dass man das Marktpotenzial mangels Finanzmittel nicht voll ausschöpfen kann. Wir müssen KMU die Scheu vor Investoren nehmen. Die Investoren wollen nachhaltig Geld verdienen. Ich halte es aber für wichtig, dass die Beteiligungen eher in der Steiermark und in Österreich bleiben. Internationale Investoren sind großzügig mit dem Geld, aber Einfluss geht verloren. Lokal verankerte Investoren sind unser Ziel. Wir streben Innovation durch Vernetzung an, nur so können wir im relativ kleinen Österreich weltweit erfolgreich auftreten.
Abschließend erlauben Sie mir noch die Frage: Wie beurteilen Sie die Verfügbarkeit von schnellem Internet in der Steiermark?
Herbert Ritter: Man kann nie genug schnelles Internet haben. Ich denke aber, dass wir in der Steiermark die Herausforderungen der Corona-Pandemie wie Homeoffice & Co. gut gemeistert haben. Besser geht immer. Neben der Nutzung des schnellen Internet für wirtschaftliche Angelegenheiten spielt das personifizierte Internet ja auch eine immer größere Rolle. Die Digitalisierung hält Einzug in alle Lebensbereiche. Und das DIH Süd soll KMU unterstützen, fördern und begleiten. Gemeineinsam schaffen wir mehr!
Vielen Dank für das Gespräch!